Ein Schmied rechnet ab ...

Bormann Nr. 35 heute

Schmied August Bormann notierte von 1855 bis 1876 seine Arbeiten und Einnahmen in einem Buch. Dieses „Arbeitsbuch für Dorf Frielingen“ wurde aus dem bei Kriegsende abgebrannten Haus des Vollmeiers Öhlschläger gerettet. Wir erfahren viel über das Schmiedehandwerk und die Verhältnisse der Bauern in Frielingen.1

31 verschiedene Kunden, also nicht alle Dorfbewohner, suchten den Schmied in jenen Jahren auf. Zu Neujahr machte ihnen August Bormann seine Rechnung. Dem Buch ist zu entnehmen, welche Leistungen ein Schmied im 19. Jahrhundert erbrachte. Er fertigte Kappen, Koppel und „Fehren“ für Schwengel, verkaufte Haken für „Kuhknäggen“, schärfte die Hufeisen, beschlug neue und alte Eimer, verkaufte viele Schock Schrauben und Nägel in allen Größen, Mistforken für jede Arbeit, stellte Bänder für den Zuber her, reparierte Schiebkarren, Deichseln, Eimer, Schüsseln, Kuh- und andere Ketten, gab „Spekenbänder“ aus, band eiserne Reifen für Wagenräder und Dreschbänder, lieferte neue Ofentüren, beschmiedete eine Schneidelade aus Stahl, verlaschte Äxte und anderes Werkzeug, und vieles mehr (lesen Sie hier).

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Aus dem Rechnungsbuch

Dazu kam das Beschlagen der Pferdehufe über das ganze Jahr hinweg. Die Preise für das ausgegebene Material hielten sich zwischen 1855 und 1876 konstant. Ein neues Hufeisen kostete z. B. durchweg 6 Groschen, ebenso viel wie vier gebrauchte. Ab 1876 rechnete Bormann in Mark und Pfennig ab und verlangte nunmehr 60 Pfennig für ein Hufeisen. Drechsler und Schmied arbeiteten Hand in Hand, etwa beim Bau eines neuen Wagens.

War die Schmiederechnung zu bezahlen, blieben oft über Monate, mitunter auch über mehrere Jahre ein Rest oder die ganze Schuld stehen. Dass Bormann dann etwa Zinsen verlangte, ist nicht erkennbar. Hatte der Bauer Alteisen anzubieten, wurde ihm dafür der Schrottwert gutgeschrieben. Heinrich Bohle brachte Bormann die Steinkohlen für das Schmiedefeuer und konnte so immer eine Gegenrechnung aufmachen.

 

1 Familie Öhlschläger hat das Schmiedebuch vor einigen Jahren dem Stadtarchiv Garbsen zur Aufbewahrung überlassen. Vergleiche auch Stefan Weigang, Arbeit und Lohn für Vater und Sohn. Die Anschreibebücher der Frehrking’schen Hufschmiede in Helstorf 1896-1965, Helstorf 2009

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