Vom Knüppeldamm zur ausgebauten B6

Anfang Oktober fuhr ein 61-Jähriger Mann mit dem Auto auf der B6 bei Frielingen gegen einen Brückenpfeiler. Jüngste Unfälle auf der B 6 sind ein Anlass, zurück zu blicken – weit vor die Zeit der Verlegung der B 6 weg vom Dorfrand im Jahr 1987.

Eine aktuelle Ausstellung dazu zeigt die Landesbehörde für Straßenbau: www.strassenbau250.niedersachsen.de Nach dem Siebenjährigen Krieg lag das Land darnieder. Zur Abhilfe sollte die 1764 gegründeten General-Wegebau-Intendanz (seit 1817 General-Wegebau-Kommission) ein Netz von Fernstraßen schaffen, um das Land in Schwung zu bringen.

Mitte der 1760er Jahre wurden die Straßen von Hannover nach Göttingen und Hameln gebaut. Weitere Straßen folgten bis zum Jahr 1800, auch die seit 1769 gebaute von Hannover nach Nienburg.

Die Straße hatte einen gewölbten Querschnitt, damit das Wasser ablaufen konnte. Basis war eine Packlage, also eine 15 bis 20 cm starken Schicht dicht gesetzter größerer Steine, die mit kleineren verkeilt wurden. Darüber kam eine Abnutzungsschicht aus Steinschlag oder Kies, selten auch Pflaster. Gräben wurden mit steinernen Brücken überquert, die oft schöne Schlußsteine in der Mitte hatten.

Ein Problem war das Baumaterial. Es konnte nicht über lange Strecken transportiert werden und wurde deshalb aus der Nähe der Trasse herbeigeschafft.

Straßenbau war zu dieser Zeit noch weithin eine Sache der „Unterthanen“. Mit Wagen, Pferden, Hacken und Schaufeln waren sie im Rahmen der Hand- und Spanndienste verpflichtet, unentgeltlich für öffentliche Zwecke zu arbeiten. Damals haben die Frielinger, ebenso wie ihre Nachbarn aus Horst, Meyenfeld oder anderen Ortsteilen von Garbsen Material gefahren, Gräben ausgehoben, Sand gegraben oder die Trasse planiert.

Auf Amtsdeutsch hieß das „Landfolgedienste“, denn ebenso wie in Kriegszeiten hatten die Leute dem Ruf des Landes Folge zu leisten. Man wird sich vorstellen können, dass die Verpflichtung nicht gerade gern geübt worden ist.

Den Nutzen für die Allgemeinheit und das Dorf selbst dürfte man erst viel später eingesehen haben. Vor allem war es eine gute Verbindung zur Hauptstadt Hannover und Amtsstadt Neustadt. Außerdem wohnten nun ein Chauseeaufseher und ein Wegegeldeinnehmer im Dorf und brachten Geld ins Dorf. Sie sind keine Bediensteten der Gemeinde gewesen. Im Jahr 1872 verdiente der Lehrer mit 120 Mark gut doppelt so viel wie der Müllergeselle, der Spitzenverdiener unter den Gesellen. Der Chausseeaufseher erhielt noch 36 Mark mehr.

1830 wohnte der Wegegeldeinnehmer Jabelmann im Haus 40 a am Frielinger Damm. Seien Nachfolger hießen Kobart (seit 1833), Köhnemann (seit 1842) Johann Hellwinkel (seit 1852). 1858 wohnte der Wegeaufseher Dietrich Braun in Nr. 31, seit 1861 in Nr. 26.

Die Ausstellung wurde vom Niedersächsischen Institut für Historische Regionalforschung konzipiert. Sie ist im Foyer der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Göttinger Chaussee 76 A, 30453 Hannover, zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags 7:30 bis 16 Uhr, freitags 7:30 bis 14 Uhr.

Die Tafeln der Ausstellung sowie die Begleitbroschüre können herunterladen bei www.strassenbau.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=34844&article_id=124264&_psmand=135



Material:

HStA Hannover, Hann. 74 Neustadt am Rübenberge Nr. 695 bis 702, 706-707, 710, 714, 716

Chronik Frielingen, Seiten 80, 96 und 107;

Ausstellung der Landesbehörde für Straßenbau, www.strassenbau250.niedersachsen.de

Straßenbaubericht der Bundesregierung 1984, Drucksache 10/3802, S. 36. 2,9 km, fertiggestellt, Baukosten 20,8 Mio. DM (veranschlagt 1984).

http://www.quickiwiki.com/de/Bundesautobahn_35

Bilder aus:

Ausstellung der Landesbehörde für Straßenbau, www.strassenbau250.niedersachsen.de

Norbert Görth (Brückenstein Mitte 1980er Jahre)