Kürzlich berichteten wir über das Flüchtlingswohnheim in Frielingen, eine fünf Jahre kurze Episode und anders als nach 1945.
Bald nach Kriegsende setzte der große Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten ein, nachdem zuvor schon ausgebombte Städter Unterkunft auf dem Land gesucht hatten. Der für das Britische Besatzungsgebiet zuständige Feldmarschall Montgomery hatte am 30. Mai 1945 verkündet: Erstes Ziel der neuen Obrigkeit sei die Versorgung der Bevölkerung mit „Nahrung, Obdach und Freiheit von Krankheit“. Die Zugewanderten wurden auf alle Höfe verteilt, jeder freie Raum ausgenutzt; es müssen unvorstellbar beengte Verhältnisse geherrscht haben. 6 bis 8 RM Miete je abgegebenen Raum waren sicher nur ein kleiner Anreiz Zimmer freizumachen. Wer übrigens höhere Preise nahm oder etwa Dielen und Kellerkammern vermietete, wurde bestraft.
In Frielingen kamen noch einmal viele Familien in den Zimmern des alten Gutes unter. Die Einwohnerzahl des Kreises Neustadt hatte sich durch die vielen Zugewanderten bis nach dem Hauptflüchtlingsstrom im Herbst 1946 schließlich fast verdoppelt. Frielingen hatte 1939 noch 330 Einwohner. Deshalb beantragte die SPD-Fraktion am 9. November 1946:
„Da in der Gemeinde Frielingen dieselbe Anzahl Flüchtlinge wie auch Einheimische wohnhaft ist, soll der Ausschuß aus 2 Flüchtlingen und 2 Einheimischen bestehen.“
Große Probleme und Differenzen, nicht nur wegen der oft angeordneten Beschlagnahme von Wohnraum, hat es demzufolge gegeben und den eingesetzten Kreisflüchtlingsbetreuern blieb nur die Hoffnung, bei den Kommunalwahlen, die irgendwann ja kommen sollten, ihre Interessenvertreter in die Gremien zu bekommen.
Im Februar 1946 - Bürgermeister war K. Fiegler - war August Wegener Nr. 42 Vorsitzender des Wohnungsausschusses und Fr. Härchen Nr. 41 sein Stellvertreter. Protokolliert sind verschiedene Sitzungen des Wohnungsausschusses, einzelne noch bis 1954 und 1955! Verhandelt wurde, wer keine Leute aufnehmen könne, wer das müsse usw.
Anfang Juni 1949 beschloss der Gemeinderat:
"Christoph, Härchen und Leiner sowie die Frau Meyerheine wurden einstimmig in den Flüchtlingsausschuß gewählt. Von den Einheimischen wurde Langreder und Oehlschläger vorgeschlagen und einstimmig gewählt. Sämtliche Gewählten nahmen die Wahl an."
Aus dem Kriegstagebuch der zuständigen britischen Einheit geht hervor, dass sich im Juni 1945 auch ehemalige Kriegsgefangene und so genannte Displaced Persons (DPs) in Frielingen aufhielten. 19 Polen, 2 Russen, 1 Franzose, 1 Holländer und 3 Letten sind verzeichnet.
Die Einwohnerzahl stieg von 330 im Jahre 1939 auf fast 660 in 1946, sank danach und stieg zwischen 1950 und 1964 erneut um 430 auf 1059.
Bauland war der Schlüssel für den Wohnungsmangel. Im März 1950 gab es im Gemeinderat Frielingen keine Einigung über den Preis für Bauland. In einer Abstimmung wurde mit 6 : 3 Stimmen beschlossen, Bauland für 0,60 DM statt 0,70 DM anzubieten.
Quellen:
Chronik Frielingen, Seiten 48, 132 und 138
War Diary of the 910 Mil. Gov. Detachment B.A.O.R.- April-November 1945; WO (War Office) 171/8100 910/D/W1 Appendix J, June 1945.
Stadtarchiv Garbsen,
VG-24 Gemeindeausschuß-Sitzungen 1922-1934, 1949-1955;
VG-26 Protokollbuch des Gemeinderates Frielingen;
VG-393 Diverse Gemeindesachen ab 1945;
Ein Frielinger Einwohner hat in einem Leserbrief beklagt, hier würden die Vertriebenen vergessen.
Hier auf www.frielingen.de werden Teile der gedruckten Dorfchronik von 2001 veröffentlicht und auch neue Erkenntnisse. In "Flüchtlinge 1945" wurde wie am Fuß des Textblocks nachgewiesen der Auszug aus der Dorfchronik ergänzt um Auszüge aus den Gemeindeakten. Die Quellen sprechen von "Einheimischen", "Flüchtlingen", "Flüchtlingsausschuß", "Kreisflüchtlingsbetreuer":
Quellen:
Chronik Frielingen, Seiten 48, 132 und 138
War Diary of the 910 Mil. Gov. Detachment B.A.O.R.- April-November 1945; WO (War Office) 171/8100 910/D/W1 Appendix J, June 1945.
Stadtarchiv Garbsen,
VG-24 Gemeindeausschuß-Sitzungen 1922-1934, 1949-1955;
VG-26 Protokollbuch des Gemeinderates Frielingen;
VG-393 Diverse Gemeindesachen ab 1945;