Im Mai 1744 wurde das Kruggebäude an Johann Jürgen Düfel für 27 Mariengroschen pro Jahr verpachtet. Kurz darauf konnte dieser es schon kaufen – es begann die Ära der Familie Düfel oder Düwel (Schreibweise ab 1760) – auch die Schreibweise Düwell und Düvel kam vor – in Frielingen die 100 Jahre währte und das Leben im Dorf entscheidend mitgeprägt hat.
Über ihre Herkunft ist nichts Genaues bekannt. Sie lebten seit den 20er-Jahren des 18. Jahrhunderts in Frielingen. Die Eltern von Johann Jürgen Düwel waren vermutlich Johann Albrecht Düwel (geboren ca. 1687) und Marie Dorothea Schmeds. Während der Vater ganz sicher von außerhalb zugezogen ist, kann über die Herkunft der Mutter nur spekuliert werden. Wahrscheinlich war sie ebenfalls nicht aus Frielingen, denn die Horster Kirchenbücher verzeichnen weder die Heirat der beiden noch die Taufe des Sohnes Johann Jürgen (ca. 1710 geboren). Nach dem Tod des Vaters Johann Albrecht am 27. März 1729 heiratete die Witwe Düwel zum zweiten Mal. Der Ehemann und damit Stiefvater von Johann Jürgen hieß Henrich Bullerdieck und stammte aus Osterwald. Hochzeitstag war der 25. November 1732.
14 Jahre nach diesem Ereignis, am 24. Januar 1747, suchte Johann Jürgen beim Neustädter Amt nach, ihm die Krugnahrung auf Erbenzins, also auf unbestimmte Dauer, zu übertragen. Da er die alten und vermutlich verkommenen Gebäude durch Neubauten ersetzen und auch für hochgestellte Reisende herrichten wollte, brauchte er die Gewissheit, die Berechtigung zum Führen des Kruges behalten zu können, bevor er derartige Investitionen tätigte. Am 28. Mai 1748 stellte das Amt Neustadt im Namen des in England residierenden Königs Georg II. einen Erbenzinsbrief aus und setzte Johann Jürgen Düwel als Erbenzinsmann für den Krug ein. Dieser erhielt damit für sich und seine Erben und Nachkommen das Recht, den Krug weitgehend so zu betreiben, wie es ihm beliebte. Die ausschließliche Krugnahrung blieb tatsächlich bis in das 19. Jahrhundert hinein bei diesem Krug. 1800 wurde beispielsweise einem Kötner Homeyer die von ihm beantragte Konzession zum Betrieb eines zweiten Kruges unter Hinweis auf dieses Erbenzinsrecht verweigert.
Als der Erbenzinsbrief ausgestellt wurde, war Johann Jürgen mit Cathrine Marlene Aschen verheiratet. Mit ihr hat er vier Kinder bekommen. Die älteste Tochter Anne Dorothea (geb. am 8. September 1741) starb mit vier Jahren. Das zweite Kind, ebenfalls ein Mädchen, hieß Marie Dorothea. Sie soll später den Gastwirt und Viehhändler Christian Körber aus Osterwald geheiratet haben (Hochzeitsdatum 29. April 1760). Die jüngsten Kinder waren die Söhne Johann Heinrich (geb. 1745) und Christian Heinrich (geb. 30. Juni 1751).
Vor dem 7-jährigen Krieg, also um 1756, bestellte Johann Jürgen Düwel 8 Morgen Land, besaß 6 Kühe und 2 Pferde und beschäftigte eine Magd sowie einen Knecht. Nach dem Krieg fehlten ihm lediglich ein Pferd und eine Kuh, so dass er vermutlich trotz der exponierten Lage am Heerweg keinem besonderen Kriegsgeschehen ausgesetzt gewesen sein wird.
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Aus vielen Schriftstücken, die Frielingen betreffen, geht nun hervor, dass Düwels Krug in Frielingen eine besondere Rolle für den Ort spielte. Er diente als Treffpunkt, wenn man vom Amt Neustadt in Frielingen etwas zu regeln und zu besprechen hatte, als Raum für die Gemeindeversammlungen und als Versteigerungslokal. Auch die Versammlungen zur Vorbereitung und Durchführung der Gemeinheitsteilungen fanden dort statt. Oft wurde ein Düwel dann als Zeuge gebraucht oder tauchte in Protokollen als anwesender Teilnehmer auf.
Dadurch hatten die Gastwirtsfamilie stets einen Informationsvorsprung und wussten besser über alles Bescheid als die übrigen Einwohner. Dies, vermutlich auch eine Nase für gute Geschäfte und der Krug als ständige, sichere Einnahmequelle führten dazu, dass die Familie die Besitzungen stetig vergrößern konnte. Inwieweit auch der Pferdehandel zu Düwels wirtschaftlichem Erfolg beitrug, lässt sich nicht sagen. Die Hochzeit zwischen einer seiner Enkeltöchter und einem „Pferde-Lieferanten“ Friederich Christian aus Jever1 lässt zumindest auf Kontakte zu dieser Branche schließen.
Düwel selbst kümmerte sich vermutlich nur noch wenig um den landwirtschaftlichen Betrieb. Er setzte Verwalter ein, „Hofmeier“ genannt. Bis etwa 1810 war dies Johann Heinrich Bock aus Hof Nr. 18, ab ca. 1812 Christian August Düwel, wahrscheinlich der jüngste Neffe vom Kastendamm.
1789 hatte Johann Heinrich Düwel in Neustadt um die Anlegung einer Bierbrauerei nachgesucht. Dies ist ihm allerdings nicht genehmigt worden.
Während der „Franzosenzeit“ (1810–1813) war Johann Heinrich Düwel „Maire“ der „Commune Bordenau“, also praktisch Bürgermeister. Zur „Commune Bordenau“ gehörte auch Frielingen. Offensichtlich besaß er das Vertrauen der fremden Landesherrschaft, die in den wenigen Jahren ihrer Besatzung eine Verwaltungsgliederung nach französischem Muster einführte. Später bekam Düwel noch einigen Ärger mit den Bordenauern, denn er hatte seine Hofstellen während dieser Zeit abgabenfrei gestellt, was die Nachbargemeinde nicht akzeptieren wollte.
Fortsetzung folgt
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1 Da dieser am 4. September 1846 in Frielingen im Alter von 53 Jahren an einer Herzkrankheit starb, ist er hier beerdigt worden. In die Steinplatte seiner Grabstätte auf dem Horster Kirchhof ist vom Steinmetz ein Bienenkorb als Relief eingearbeitet.