Als der Kaiser abdankte – Revolution von 1918

Der Erste Weltkrieg, der "grande guerre", war in den letzten Jahren ein großes Thema in den Medien. In den letzten Wochen wurde allerorten des Kriegsendes und der zahlreichen Opfer gedacht. Der Erste Weltkrieg war der erste Massenkrieg, mit riesigen Heeren, eine Materialschlacht mit neuen Waffen (Panzer) und Massenvernichtungswaffen wie z.B. Giftgas.

Vorweg sei gleich gesagt, dass sich die Novemberrevolution 1918 in Frielingen so gut wie gar nicht bemerkbar machte. Eine vom Soldatenrat in Neustadt veranstaltete Versammlung machte auf die Teilnehmer aus Frielingen wenig Eindruck. Der Rücktritt des Kaisers wurde allgemein bedauert.

Auf Anordnung der neuen Regierung wurde aber doch ein Bauernrat gewählt, dem folgende Personen angehörten: Bormann (Nr. 1), Bohle (Nr. 11), Hanebuth (Nr. 13), Wehrmann (Nr. 38), Paulmann (Nr. 56) und Bohle (Nr. 26).

Eines wurde in diesen Tagen (November 2018)  mit Festakten und zahlreichen Veröffentlichungen in Büchern und Zeitungen gewürdigt: Die Revolution hatte das allgemeine und gleiche Wahlrecht für Frauen und Männer gebracht. Nach dem bislang geltenden  preußischen Drei-Klassen-Wahlrecht durften Frauen nicht wählen. Und so wählte Frielingen die neuen Parlament von der Nationalversammlung bis zum Gemeinderat:

 

Bei der Wahl zur Nationalversammlung wurden abgegeben: 

  2 Stimmen für die Deutschnationalen
  2 Stimmen für die Deutsche Volkspartei
95 Stimmen für die Deutsch-Hannoversche Partei
55 Stimmen für die Sozialdemokraten

Den stärksten Anteil hatte also die "Welfenpartei", obwohl Hannover seit 1866 preussisch war.

Für die ersten Wahlen zum preußischen Landtag wurden 86 Stimmen für die Deutsch-Hannoversche Partei, 56 Stimmen für die Sozialdemokraten und 4 Stimmen für die Deutschnationalen abgegeben.

In den Frielinger Gemeindeausschuss wurden zu Beginn des Jahres 1919 August Bormann (Nr. 1), Willi Rieckenberg (Nr. 6), Friedrich Kolze (Nr. 14), August Bormann (Nr. 35), Christian Hanebuth (Nr. 13), August Wehrmann (Nr. 18), Heinrich Paulmann (Nr. 56), Friedrich Öhlschläger (Nr. 37) und Friedrich Öhlschläger (Nr. 28) gewählt.

Als stellvertretender Wahlvorsteher berief der Lehrer Nordmeyer eine Gemeindeversammlung ein, die Stellung nehmen sollte zu den Kreistagswahlen. Nordmeyer mahnte zur Einigkeit, da doch im Kreistage nur Wirtschaftsfragen verhandelt würden. Es wurde beschlossen abzuwarten, was die anderen Gemeinden wollten. Am Sonnabend, dem 5. April 1919 fand dann in Bordenau eine Vertreterversammlung des Wahlkreises statt. Frielingen war dort durch die Landwirte Kahle und Göhns sowie den Lehrer Nordmeyer vertreten. Ein gemachter Wahlvorschlag, bestehend aus einem Landwirt, einem Arbeiter und einem Beamten, wurde von den Sozialdemokraten abgelehnt; diese bestanden auf einem eigenen Wahlvorschlag. Die bürgerlichen Vertreter konnten sich nicht einigen. Die Versammlung wurde auf den folgenden Samstag vertagt. Bei diesem Termin wurden die bürgerlichen Kandidaten Niemeyer (Osterwald), Stolte (Bordenau) und Kiel (Klein Heidorn) aufgestellt. Die Wahl selbst fand am 4. Mai 1919 statt. In Frielingen erhielt der bürgerliche Wahlvorschlag mit Niemeyer 50 Stimmen, ein sozialdemokratischer mit Gießelmann 39 Stimmen. Beide kamen in den Kreistag.

Zum politischen Geschehen ist ferner wissenswert, dass schon Pfingsten 1919 ein Wechsel im Amt des Gemeindevorstehers stattfand. Lödding trat aus Gesundheitsgründen zurück. Sein Nachfolger wurde der Großkötner Fritz Kahle, der für die folgenden 15 Jahre im Amt blieb.