Der Zweite Weltkrieg erfasst Frielingen

Mit wenigen Unterbrechungen war auf dem Klingenberg eine Scheinwerferabteilung stationiert, die der Abwehr gegnerischer Flugzeuge mit Ziel auf Hannover diente. So bot sich den Frielingern im Laufe der Kriegsjahre ein Lichterschauspiel von zweifelhaftem Reiz. Im Laufe der Jahre 1940–1942 wurde die Anzahl der Scheinwerfer erhöht. Ab etwa 1943 erleuchteten bei nächtlichen Angriffen alliierter Bomberverbänden auf Hannover oder beim Überfliegen des Raumes „wohl 50 bis 70 Scheinwerfer den abendlichen Himmel“. Von dieser Verstärkung der Luftabwehr war auch die nähere Umgebung Frielingens betroffen. Scheinwerfer standen auf der Hasselbrink’schen Wiese am Farlingsweg sowie in Osterwald, Bordenau, Horst und Otternhagen. Nach Anfang des Krieges stand zwischen Bordenau und Frielingen eine Batterie schwerer Flak (Flugabwehr-Kanonen), deren „gewaltiges Getöse“ in den Häusern der Frielinger deutlich zu hören war und so ständig an die Tatsache des Krieges erinnerte. Da sich offenbar die gegnerischen Piloten diese Position bald eingeprägt hatten, wurde die Flugroute verlegt. Die Batterie wurde dann an einer anderen Stelle eingesetzt. Zwischen Frielingen und Otternhagen befand sich – so berichteten Zeitzeugen – ein Scheinflughafen mit Flugzeugattrappen. Zeitweise war hier leichte Flak stationiert.

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Etliche Dorfbewohner legten sich wegen der ständigen Bombengefahr im Laufe des Krieges Bunker an. Der oft hohe Grundwasserstand erwies sich allerdings als lästig, so dass etliche Bunker in oder nach einer stärkeren Regenperiode insbesondere im Frühjahr nur mit Bohlen und Lattenrosten versehen betreten werden konnten. Viele dieser Bunker entstanden in Gemeinschaftsarbeit. Gegen Bombentreffer waren die Erdbunker mit Holzbalkendecken und dickerer Erddecke nicht stark genug gebaut. „Den sichersten Bunker“ – so schreibt der Lehrer – hatte Bauer Kolze Nr.14 in der Enseburg, da er „sogar Eisenbeton benutzt“ hatte. Aber auch einige andere Bunker waren aus Stahlbeton hergestellt, meist Rundbunker, die nur 4–6 Personen aufnehmen konnten. Bei Fliegeralarm wurden die Schulkinder nach Hause geschickt. Die beiden Kinder des Lehrers fanden in Kolzes Bunker Schutz, da die Schule keinen ausreichend gesicherten Keller hatte, obwohl er sich, so betont der Lehrer in der Chronik, beim Kreis sehr um Baumaßnahmen bemüht habe. ©

Im März 1941 fielen zwei Bomben auf die Grundstücke des Gastwirts Göhns (Nr. 43) und des Maurers Wehrmann (Nr. 61). Da sie nur Acker- bzw. Gartenland trafen, blieb es bei geringen äußeren Schäden an Dächern und Fenstern. Im weiteren Verlauf des Krieges fielen noch etliche Bomben in der Nähe Frielingens auf Äcker und Wiesen. In den Abendstunden des 23. November 1944 traf eine Luftmine das Haus der Familie Rieckenberg; die Eltern Martha (56 Jahre alt) und Wilhelm (61 J.), die Tochter Martha (21 J.), die Großmutter Sophie (88 J.) und die polnischen Zwangsarbeiter Katharina (31 J.) und Josef Kosak (34 J.) fanden dabei den Tod. Ihr fünfjähriger Sohn überlebte. Wilhelm Rieckenberg erfuhr auf einem Kriegsschauplatz fernab von Frielingen vom Schicksal seiner Angehörigen.

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Tags darauf besichtigten der Kreisleiter Dangers, ein Vertreter des Landrats, Bürgermeister Finke, der örtliche Polizeiwachtmeister Asche sowie je ein Vertreter der Kreishandwerkerschaft und der Bauinnung die Stätte der Zerstörung. Die Niederschrift[1] über die Besichtigung listet nüchtern auf, dass außer dem Wohnhaus auch der Kuhstall und die Dachfläche eines benachbarten Bauernhauses vollkommen vernichtet wurden. Zum Teil sehr schwere Mauerschäden gab es an den übrigen Stallgebäuden beider Höfe. Fast alles Vieh war umgekommen. Rieckenbergs Scheune und Viehhaus sollten sofort wiederhergestellt werden, entschieden die Besichtigungsteilnehmer. „Betreffs Wiederaufbau des Wohnhauses sowie des Kuhstalles mit Nebengebäuden muß erst Klarheit geschaffen werden, was mit dem Betrieb werden soll“, wurde sachlich protokolliert. Zur Situation beim Nachbarn – dort war niemand ums Leben gekommen – hieß es, dort sollten „ sofort die Aufräumarbeiten mit ortsansässigen Hilfskräften“, gemeint waren wohl Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, durchgeführt werden. Zeitzeugen berichteten, dass an den Instandsetzungsarbeiten alle Frielinger mitwirkten, soweit sie nicht eigene Schäden abzustellen hatten. An diesem Novemberabend waren von den 136 Wohn-, Stall- und Nebengebäuden in Frielingen 39 mehr oder weniger stark beschädigt worden, an 12 Gebäuden gab es mittlere bis schwere Dachschäden. In Anbetracht der Jahreszeit erhielten Handwerker sofort Reparaturaufträge (näheres siehe Hofgeschichte zu Halbmeierhof Nr. 6). Die Namen und Sterbedaten der beiden aus Lukowen in Polen stammenden Toten sind auf der Tafel des Frielinger Mahnmals (Brinkwiesen, Ecke Horster Straße) nicht verzeichnet. Ihre sterblichen Überreste wurden am 12. Oktober 1961 vom Horster Friedhof auf den Friedhof in Steimke-Lichtenhorst umgebettet, wo sich bis heute Gräber ausländischer Kriegstoter, Kriegsgefangener, Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus dem Neustädter Kreisgebiet befinden. Zum Verbleib des kleinen Sohnes gaben Zeitzeugen an, dass er in Frielingen von einer anderen polnischen Familie aufgenommen worden sei. Anfang 1945 fiel eine Luftmine auf ein Ackergrundstück am Farlingsweg. Hierbei entstanden Schäden an Dächern und Fenstern in der Umgebung.

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Wie der Zweite Weltkrieg für Frielingen begann, hier: http://frielingen.de/index.php?id=277

Wie es für Frielingen im Zweiten Weltkrieg weiterging, folgt in kürze auf www.frielingen.de.

 


[1] Kreisarchiv Neustadt LU 2036.